Was ich beim Surfen über das Leben, Erfolg und Motivation gelernt habe
Säule 1: Der perfekte Moment
„Warum gehst Du eigentlich surfen? Muss das denn noch sein? Warum tust Du Dir diesen Stress an? Und die Kinder? Willst Du wirklich so viel Geld ausgeben?“ Dies und ähnliches pflegt meine Mutter zu sagen, wenn ich zum wiederholten Male einen Flug nach Bali oder Sri Lanka buche oder das Auto für den Surftrip nach Süd-Frankreich bis zum Anschlag mit Kindern und Ausrüstung vollstopfe. Seit 20 Jahren das gleiche Spiel, nur heute mit härteren Spielregeln. Denn aus der jungen, freien Studentin und Draufgängerin wurde inzwischen eine Geschäftsfrau und Mutter. Warum also tue ich mir das noch an? Immer wieder frage ich mich. Bin ich zu alt? Ist es zu gefährlich? Was habe ich davon?
1. Seien Sie bereit, den Preis zu zahlen
Surfen ist der wohl härteste Sport, den ich je begonnen habe. Du brauchst absolute Fitness, mentale Stärke und Durchhaltevermögen. Den Sport auszuüben bedeutet, einen Preis zu zahlen. Nicht nur Geld, sondern auch Zeit und körperliche Anstrengung, von den Schmerzen und Gefahren mal abgesehen. Und doch zieht es mich geradezu magnetisch aufs Wasser. Es ist wie eine Sucht. Warum? Man könnte sagen: „Ja klar, Du reist in ferne Länder, triffst tolle Menschen, isst anderes Essen, hast eine Auszeit.“ Diese Dinge sind willkommene Randerscheinungen. Der wahre Magnet ist ein Augenblick. Ein kurzer Moment, für den ich bereit bin, hart zu arbeiten, über meine Grenzen zu gehen und mich in die tobende See zu werfen, die immer stärker ist, als ich.
Der eine Moment, wenn die Welle mein Brett anschiebt und ich spüre, wie der Schub meinen Körper nach oben katapultiert. In absoluter Perfektion stehen meine Füße genau am richtigen Platz auf dem etwa 1 Meter 80 langen Board. 1000-prozentig auf den Moment konzentriert - ein letzter kurzer Blick nach links und rechts. Wellencheck. Die Entscheidung ist längst gefallen. „Was-wäre-wenn“-Gedanken haben keine Macht. Es geht um Schnelligkeit und Fokus. Danach kommt der Spaß. Tief in die Knie, alle Muskeln in Bereitschaft, eine Einheit. Ich reite die Welle. Mein Augen weit aufgerissen, das Grinsen schon bereit. Etwas besseres gibt es nicht. Es ist besser als Sex.
3. Halten Sie ihn lebendig - und wachsen Sie über sich hinaus
Aber was mich Jahr für Jahr bei praller Sonne, zerrenden Strömungen und unberechenbaren Bedingungen auf dem Meer sitzen lässt; was mich Salzwasser trinken, mir Wellen ins Genick brechen, mich unter Wasser drücken und meine körperlichen Ressourcen aussaugen lässt, ist dieser Millisekunden dauernde Moment. Der Augenblick, in dem die Welt still steht, ohne Fragen zu stellen und mit absolutem Vertrauen. Dafür trainiere ich, lerne ich gerne dazu, beisse ich mich durch und zahle gerne den Preis.
Was ist Ihr Augenblick? Warum tun Sie was Sie tun? Auch Sie wachsen über sich hinaus, wenn Sie Ihren perfekten Moment kennen. Ob im Verkauf, als Führungskraft, Mitarbeiter im Backoffice, Dienstleister, Eltern, Sportler…völlig unerheblich, was Sie tun. Sie haben und brauchen diesen Moment. Und der trägt Sie auch in schweren Zeiten.
4. Krisen können Ihnen nichts anhaben - Sie haben die Power
5. Niemand versteht, was in Ihnen vorgeht - erwarten Sie es auch nicht - bleiben Sie Ihrem Moment treu
Finden Sie Ihre Kraftquelle. Keiner kann nachvollziehen, was es für Sie ist. Es ist auch ganz egal, ob andere das verstehen. Für Sie zählt das Gefühl, einen Augenblick voller Freiheit, Konzentration und Klarheit zu erleben, stark, intensiv und nur für Sie bestimmt. Ein Moment, der Ihr Herz hüpfen lässt und Sie 100% im Hier und Jetzt verankert. Nur Sie können fühlen, wie stark Sie das macht. Hören Sie nie auf Bewertungen anderer, was Ihren perfekten Moment angeht.
Meine Mitarbeiterin sagte mir heute: Ihr perfekter Moment ist, wenn sie das Büro in penibler Ordnung verlässt und alles geschafft hat, was sie sich vorgenommen hat. Dann geht sie aus der Tür und denkt sich „Ja!“ - dabei macht sie eine Siegerfaust und ihr Gesicht strahlt. Ich würde mir nie anmaßen, dass zu bewerten oder ihr mit flapsigen Sprüchen zu nehmen. Ich freue mich mit ihr - von ganzem Herzen.
Finden Sie Ihre Millisekunden, die Ihre Ausdauer, Ihren Mut, Lernen, Hartnäckigkeit und Ihre psychische wie körperliche Gesundheit wesentlich beeinflussen.
Tipp für Weihnachten
Oh, und für die Vorweihnachtsgestressten: Was ist der perfekte Moment, warum Sie sich diesen Stress antun? Ist es der Aufschrei Ihres Partners, vor Freude über das Geschenk oder die herzliche Umarmung Ihrer Großmutter. Ist es der Kaffee nach dem Weihnachtsabendessen oder das VaterUnser in der Kirche bei Kerzenschein und geteilter Freude? ist es die Erleichterung, nach dem Fest wieder nach Hause zu kommen, in die stille Wohnung? Der Moment, wenn Sie den Waschkorb voller Geschenke ins Wohnzimmer tragen oder das Glöckchen klingeln, mit dem Laken als Christkind durch den Garten huschen oder der erste Schluck Glühwein mit der besten Freundin am Tag vor Heilig Abend? Was ist Ihr perfekter Weihnachtsmoment?
Schreiben Sie Ihren Millisekunden-Weihnachts-Moment auf und teilen Sie ihn in den Kommentaren oder in meinem Block. Sie und wir werden spüren, wie gut das tut.
Viel Freude und Erfolg Ihnen allen!
Mein perfekter Weihnachtsmoment ist es, am 23.12. zum 21. Mal bei unserem Klassentreffen in der Kneipe einzulaufen und in die Gesichter meiner ehemaligen Schulkameraden zu blicken. Der Schrei "Eyyyy Malliiiii" (mein grauenvoller Spitzname damals) und mein vor Freude hüpfendes Herz ist mein perfekter Moment....naja einer von vielen an Weihnachten!
AntwortenLöschenHallo Frau Loher,
AntwortenLöschendanke für die bewegenden Gedanken und Zeilen........Yess!
Es handelt sich nur um Millisekunden (die in der persönlichen Wahrnehmung oft aber einige Sekunden lang dauern - Gottseidank!) - aber diese Momente der Freude, des Glücks, der Erleichterung, etc. sind es, warum wir leben, existieren!!
BTW: Wo auf Bali surfen Sie bzw. welche Spots sind Ihrer Meinung nach zu empfehlen........weil ich (trotz Seniorität) unbedingt Surfen lernen will! :-)
Vielen Dank und liebe Vor-Weihnachtsgrüße aus Wien!
C. R.
Hallo Herr C.R.,
Löschendanke für Ihren für mich bewegenden Kommentar! :)
Als Anfänger ist Kuta Beach für die, die es seeeehr lebendig wollen und Legian oder Seminyak für die, die es etwas ruhiger möchten.
Ich kann Ihnen, falls Ihre Entscheidung fällt und Sie wirklich buchen wollen, sicher ein paar Tipps geben.
Und: was sind denn nun Ihre perfekten Millisekunden? Wir alle hier sind sehr gespannt! :)
Herzliche Grüße,
Malaika Loher
Liebe Frau Loher,
Löschendanke für die rasche Antwort.
Nun, die Entscheidung Surfen zu lernen ist schon vor 2 Jahren gefallen.....da saß ich an einem Strand auf Phuket und sinnierte vor mich hin.
Leider hatte ich bis jetzt noch keine Zeit (?) bzw. Gelegenheit meinen Traum umzusetzen......
Meine Millisekunden?
Nun ich bin Radsportler - und wennst einen Sprint anziehst (zB. vor einer Bergkuppe) und du dann die paar Zentimeter vorne bist.....yesss!
Oder mit dem Motorrad herrliche Paßstrassen fahren und du erwischst jede Kurve perfekt vom Bremspunkt und der Schräglage.......yesss!!
Oder wenn ein Kunde nach langen, zähen Verhandlungen dann doch endlich den Vertrag abschließt oder den Auftrag gibt.......yesss!
In diesem Sinne.....ich wünsche Ihnen und uns allen in Zukunft möglichst viele "Yessss!!"
Liebe Grüße,
C.R.
Hallo C.R.
Löscheneine Frage, darf ich Ihre Momente in meinen Texten als Beispiel verwerten? Unter dem Namen "Ein Blog - Leser schrieb:"..."?
Liebe Frau Loher,
Löschenaber gerne........diese Moment sollte doch jeder kennen.... :-)
Ich wünsche Ihnen noch einen
Schönen Tag!
Lieben gruß,
C.R.
Danke und ebenso schönen Tag! Habe gestern einen Herrn in der Physik getroffen, der beim Motorradunfall sein Bein verloren hat. Er ist inzwischen von Rollstuhl wieder auf beiden Füßen mit Prothese. Ein faszinierender Mensch mit dem starken Willen, wieder seinen perfekten Moment zu erleben.....beim Golf. Ich bin sehr beeindruckt.
LöschenLiebe Grüße,
Malaika Loher
Physiotherapie, nicht Physik! :)
LöschenDanke für die schönen Momente!
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